Diözesantag der Franziskanischen Gemeinschaften von München-Freising am 9. Juli 2011

Unter dem Thema „Ihr seid das Salz der Erde“ Mt. 5,13 wurde der diesjährige Diözesantag im Berchtesgaden – Unterstein veranstaltet. Die Diözesansprecherin von München-Freising Theresia Heitkamp hatte dazu alle Gemeinschaften herzlich eingeladen. P. Vinzenz Bauer war geistlicher Begleiter und die Vorsteherin von Berchtesgaden Irmgard Kastner hat für die Möglichkeit in Pfarrraum und Kirche gesorgt, sowie auch das Essen im Gasthaus bestellt. Erfreulicherweise hat sich Elisabeth Fastenmeier kurzfristig bereit erklärt, musikalisch auf der Gitarre zu begleiten. Hierbei konnte das Herz aufgehen, froh werden. Bei herrlichem Sommerwetter, weißblauen Himmel, mit direktem Blick auf Watzmann, Schönfeldspitze, Hoher Göll, Hohes Brett und Kehlstein, den Königssee in unmittelbarer Nähe fand sich dann eine kleine Gruppe franziskanischer Menschen im Pfarrheim in Unterstein ein.
Theresia Heitkamp hat im Namen der Diözese München-Freising begrüßt und hielt das Impulsreferat:

Jesus ruft uns zu: „Ihr seid das Licht der Welt, Ihr seid das Salz der Erde, Ihr seid die Stadt, die auf dem Berg liegt (vgl. Mt. 5,13 – 16)

Wir haben darum etwas zu sagen. Wir haben eine Lebensperspektive, die wir mitteilen wollen und von der wir wissen, dass viele sie suchen.
Franziskus und Klara von Assisi haben uns eine ganz bestimmte Weise des Christusglaubens vorgelebt. Diese will den Menschen menschlicher und die weite Welt bewohnbarer machen. Die Welt ist Gottes Schöpfung, der Ort an dem Gottes Herrlichkeit aufleuchten will. Gott handelt in erster Linie in der Geschichte der Menschen. ER zeigt sich dem Moses im Dornbusch, um ihn in Dienst zu nehmen für ein geschichtliches Werk, er soll das Volk aus der Unfreiheit und aus der Unterdrückung in die Freiheit führen.
Wie erfährt Franziskus Gott? Franziskus erfährt Gott mitten in der Welt – in der Umarmung eines ausgestoßenen verächteten armen Menschen in der Begegnung mit der sozialen Not, die ihm in der Gestalt eines einzelnen Menschen entgegentritt. Franziskus zieht also aus einer ganz bestimmten Welt aus, aus der Welt, die geprägt ist durch Herzlosigkeit und die darum immerzu Aussätzige produziert. Und er zieht in eine andere Welt ein, in eine Welt, deren Kennzeichen die Barmherzigkeit ist und die darum die Ausgestoßenen in die Mitte zurückholt. Er will eine Welt, die den Ausgrenzungen jeder Art eine Ende bereitet und die in dem Maße Gott zur Erfahrung bringt, wie eine Begegnung, eine Umarmung, ein Kuss geschieht.
Die ganze Welt ist unser Kloster. Gott muss in der Welt gesucht gefunden und bezeugt werden. Wir sind Zeuge und Zeuginnen Gottes in der Welt. Auch der Dritte Orden wurde immer mehr von der Welt entfernt. Er wurde, wo er sich als Gemeinschaft formiert, ebenfalls mit Mauern und absoluter Klausur umgeben. Entdecken wir als Franziskanische Gemeinschaft die ursprüngliche Weltlichkeit wieder – eine Spiritualität, die uns über alle bleibenden Unterschiede hinaus gemeinsam gegeben ist. Gott ist so sehr Liebe, dass er nicht als Einsamkeit und Einzigkeit verstanden werden darf. Gott ist vielmehr lauter Verströmen, ganz und gar Hingabe. Er will darum eine Welt von Geschöpfen, die sich selbst und die andern lieben, eine untereinander verbundene und vernetzte Schöpfung, eine Wirklichkeit, die sich durch Beziehung und Verbundenheit definiert und nicht durch Abgrenzung und Isolation.
Gott fordert uns auf, ihn unter den Armen zu suchen, auch unter den leidenden und hungrigen Kreaturen, den Tieren und Menschen. Keiner darf an seinen egozentrischen Vorhaben festhalten, niemand darf sich in seinem Nest einnisten, alle müssen aus allen Ecken aufbrechen und sich neu miteinander in Beziehung setzen. (Dafür sind u. a. auch die Diözesantage) - Gott verbindet sich unwiderruflich mit der Welt. Und nur jene, die sich so wie Gott auf die Welt einlassen und deren Schicksal zum Guten wenden, stehen auf der Seite Gottes. Wir können also unseren Beitrag leisten, (Salz der Erde sein) dass Gott wirklich in der Welt gegenwärtig wird, sichtbar. Wenn Gott sich offenbart, dann unterwirft er sich seiner eigenen Schöpfung, begibt sich in die Hände der Menschen, lässt sich fassen, wird gegenwärtig in dem, was alles andere als Gott ist. Es geht um unser schlichtes Dasein, ist das nicht ein entferntes Echo auf die Zusage Gottes „Ich bin der „Ich bin da“. Es geht um Da-Sein, Gegenwärtig-Sein, Präsenz, die nicht Ursache von Streit, Zank ist.
Der Dritte Orden ist demnach der eigentliche Grund, wofür Franziskus gelebt hat. Sein eigentlicher Auftrag besteht in der Heiligung der Welt, in der Durchdringung der weltlichen Bereiche mit dem Heiligen Geist; die Gestaltung der irdischen Stadt. Gott lässt sich nur in weltlicher Gestalt finden, in allen Dingen dieser Welt, in den Menschen mit ihren Nöten und Sorgen, mit ihren Freuden und Hoffnungen, in den Tieren , den Pflanzen, den Steinen, in den konkreten Situationen und gesellschaftlichen Zuständen, in den Ereignissen und Erfahrungen der Geschichte. Der besondere geschichtliche Auftrag des Heiligen ging auf den dritten Orden. Der Sinn dieses Ordens war nicht, die Armen fromm zu machen, die Armen zu Liebhabern der Armut zu machen und ebenso wenig, die Reichen fromm zu machen, die Reichen in ein System von Gebeten und Loskaufen einzufangen. Der Sinn des Dritten Ordens war, die Reichen auf christliche Weise reich sein zu lassen.

2. Brief des Apostels Paulus an die Korinther 9,6-11
Gott kann euch wieder reich machen, äußerlich und innerlich, an allem, was ihr braucht. So sehr, dass ihr euren Überfluss wieder weitergeben könnt. --
Denn ihr sollt reich sein und in all eurem Reichtum immer einfacher und immer selbstverständlicher weitergeben, was ihr habt.

P. Vinzenz machte dann die Überleitung zum Salz: man kann es schmecken und ohne Salz schmeckt das Essen fad und wie können wir Salz in der Franziskanischen Gemeinschaft sein?
Wo sind meine Träume? Was finde ich gut an der FG?
z.B. mit den gleichen Zielen unterwegs sein.
Was würde ich mir von der FG wünschen?  - z.B. Regelmäßige Treffen im Gebet und Austausch.
Was würde mich stärken in der FG? - Das gemeinsame Dasein, wie können wir dem die Würze geben? Geschmack finden? - z.B. wenn wir im Miteinander die eigene Not offenbaren
Was würde die FG stärken? - z.B. In der eigenen Kirchen-Gemeinde die FG bekannt machen, Kontakt mit Pfarrer aufnehmen.

Mit diesen Fragen von P. Vinzenz beschäftigten sich die Teilnehmer in Einzelbesinnung, bevor man für eine Pause zu einem nahegelegenen Gradierwerk ging, welches Theresia Heitkamp einen Tag zuvor entdeckt hatte. Über Weißdornbündel fließt dort salzhaltiges Wasser und ist eine Wohltat für die Atemwege.
Das Mittagessen in einem schönen Gasthaus mit Blick auf die Berge mit angenehmer Unterhaltung an den Tischen war eine gute Stärkung, bevor man sich rege und sehr persönlich über die Ergebnisse der Fragen am Nachmittag austauschte. Der Gottesdienst mit P. Vinzenz in der Kirche rundete den Tag ab. Irmgard hatte für jeden Teilnehmer einen Salzstein verpackt, die dann in einem Korb vor dem Altar gestellt wurden, als Symbol für jeden einzelnen Teilnehmer.

Es war für alle ein schöner Tag, nur schade, dass so wenig dabei waren! Theresia Heitkamp, Diözesansprecherin für die Franziskanischen Gemeinschaften in München-Freising

Mit den Worten von Papst Joh. XXIII möchte ich abschließen: Wir sind nicht auf der Erde um ein Museum zu hüten, sondern um einen Garten zu pflegen. Mit diesen Worten wollte Papst Joh. XXIII das Evangelium verheutigen.

Theresia Heitkamp, Diözesansprecherin München-Freising