Wandern in Umbrien- in den Fußspuren des hl. Franziskus vom 01.05.-07.05.2011

Unsere Fahrt begann am 1. Mai 2011 in Altötting um 5:00 Uhr. Um 7:00 Uhr nach der letzten Zusteigemöglichkeit in Raubling waren wir vollzählig. Einschließlich unseres Busfahrers Gottfried und unseres geistlichen Begleiters P. Vinzenz Bauer waren wir 17 Personen. An diesem Tag, dem Barmherzigkeitssonntag, wurde Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Die Hinfahrt führte uns über Verona, Bologna, Modena (Mittagspause), Cesena, Citta die Castello über das traumhafte Tibertal nach Assisi. Dort erwartete uns schon Schwester Petra Grünert von den Augsburgern Sternschwestern.

Sr. Petra führte uns in den folgenden Tagen zu den franziskanischen Orten. Sie war ein echter Glücksfall! Mit echter franziskanischer Begeisterung und Freude brachte sie uns in den nächsten Tagen Franziskus und Klara näher. Sr. Petra hatte aber nicht nur fundierte Kenntnisse über das Leben von Franziskus und Klara, sondern mit ihrer großen Musikalität bereicherte sie auch das tägliche Morgen- und Abendlob in der kleinen Hauskapelle in unserem Hotel Ancajani. Wir hatten auch das große Glück, dass wir, dank Pater Vinzenz, jeden Tag die Heilige Messe feiern konnten. Unser Hotel lag sehr zentral, nicht weit von der Kirche San Pietro entfernt.
Am 2. Mai führte uns Sr. Petra zuerst zur Kirche Santa Maria Maggiore. Vor dieser Kirche fand die dramatische Auseinandersetzung zwischen Franziskus und seinem Vater statt, bei der Franziskus seinem Vater die Kleider zurückgab. Weiter ging unser Weg zur Chiesa Nuova, der Kirche die über dem Elternhaus und dem Geschäft seiner Eltern im 17. Jahrhundert gebaut wurde. Anschließend betraten wir die winzige Kapelle, die an der Stelle steht, wo Franziskus der Legende nach in einem Stall geboren wurde. In der Basilika Santa Chiara, wo die heilige Klara ihre letzte Ruhestätte hat und sich auch das berühmte Kreuz von San Damiano befindet, wurde gerade ein Gottesdienst gefeiert, so dass wir leider die Kirche nicht besichtigen konnten. Unser weiterer Weg führte aus der Stadt heraus nach San Damiano. An diesem Ort erhielt Franziskus seine Berufung vom Herrn. Jesus sprach zu Franziskus vom Kreuz herab die Worte „ Siehst du nicht wie mein Haus verfällt? Geh und stelle es wieder her!“ Franziskus nahm diesen Auftrag wörtlich, baute das halbverfallene Kirchlein wieder auf und anschließend noch zwei weitere Kapellen. In San Damiano lebte und starb die heilige Klara und auch der Sonnengesang wurde von Franziskus in San Damiano gedichtet. In San Damiano durften wir die Heilige Messe feiern. Ein schöner malerischer Weg durch die Olivenhaine führte uns nach Rivotorto, wo Franziskus zuerst mit seinen ersten Brüdern lebte, bevor sie ein Bauer von diesem Orte vertrieb. Dort machten wir Mittagspause und zwar richtig franziskanisch im Freien mit Brot, Käse, Wurst und Äpfel. P.  Vinzenz hatte für die ganze Woche die Mittagsbrotzeit eingekauft. In einer Vorstellungsrunde machten wir uns miteinander bekannt. Unser letztes Ziel des Tages war die große Basilika Santa Maria degli Angeli, die sozusagen als Schatzhaus über das winzige Portiunkulakirchlein gebaut ist. Portiunkula war für Franziskus das Herzstück seiner Ordensgemeinschaft. Dorthin kehrte er nach seinen Predigtreisen immer zurück, dort trafen sich die Brüder aus aller Welt einmal im Jahr zu Pfingsten und dort verstarb auch Franziskus. Und Franziskus erwirkte für diese Kirche den sogenannten Portiunkula-Ablass zur Vergebung der Sünden. Sr. Petra war in ihrer Jugend Pfadfinderin und so liefen wir von Rivotorto nach Portiunkula über Wiesen, Felder und sogar über einen Soldatenfriedhof. Nach der ausgiebigen Besichtigung der Basilika Santa Maria degli Angeli fuhr der eine Teil unserer Gruppe mit dem Bus nach Assisi hoch. Einige, die anscheinend noch nicht genug gewandert waren, gingen zu Fuß nach Assisi.

Am Dienstag dem 3. Mai fuhren wir nach Gubbio. An diesem Ort hatte Franziskus der Legende nach die Bürger von Gubbio mit einem grimmigen Wolf versöhnt. In Gubbio feierten wir in der ehrwürdigen Franziskanerkirche die Heilige Messe. Während des Gottesdienstes regnete es. Anschließend hatten wir wieder wunderbares Wanderwetter. Nach der Mittagsbrotzeit wanderten wir ein Stück des sogenannten Friedensweges der von La Verna bis nach Assisi verläuft. Dieser Weg führte ganz malerisch durch die wunderschöne Natur. Wir wanderten durch Eichenwälder sanft abwärtssteigend zu einem Stausee. Viele Blumen konnten wir am Wegrand bewundern (z. B. Alpenveilchen und Knabenkräuter)  Gottfried, unser Busfahrer erwartete uns an der Staumauer des Sees. Eine kleine Kaffeepause (Gottfried ist nicht nur ein sicherer und souveräner Busfahrer sondern auch ein guter Kaffeekocher) mit herrlichem Blick auf Assisi rundete diesen schönen Tag ab.

Am Mittwoch 4. Mai führte uns Schwester Petra zur Kathedrale San Rufino. Dort befindet sich das Taufbecken, in dem Franziskus und Klara getauft wurden. Anschließend stiegen wir zur Rocca hinauf, die hoch über Assisi thront. Von dort aus hat man einen grandiosen Blick über Assisi und die ganze Landschaft hin bis hin nach Perugia. Am Vormittag feierten wir Gottesdienst in der wunderschönen romanischen Kirche von San Giacomo de Murorupto. Dieses kleine Kirchlein ist ein echter Geheimtipp. Die restliche Zeit des Tages stand dann zur freien Verfügung. Um 18:00 Uhr durften wir einer Vesper bei italienischen Ordensschwestern beiwohnen.
            
Der Donnerstag 5. Mai stand ganz im Zeichen der heiligen Klara. Wir wanderten auf dem sogenannten „Fluchtweg der heiligen Klara“ der von Santa Maria degli Angeli nach Bastia führte. Diese Wegstrecke machte die ganze Schönheit der Schöpfung Gottes erfahrbar. Wir wanderten an leuchtenden Mohnfeldern vorbei und die Luft war voll des Duftes der blühenden Robinien (auch Scheinakazien genannt). Inmitten dieser herrlichen Natur konnten wir im Freien Gottesdienst feiern. In Bastia besuchten wir die ehemalige Benediktinerkirche S. Paolo (jetzige Friedhofskapelle). Dort hatte sich Klara einige Tage nach ihrer Flucht vor ihrer Familie versteckt. Mittagspause machten wir am Ufer des Flusses Tesco  bei Bastia. Anschließend wanderten wir wieder nach Assisi zurück, wo uns schon von weitem Trommelklänge entgegenkamen. Am Abend war der Beginn des sogenannten Frühlingsfestes in Assisi. Ein mittelalterliches Spektakel mit Trommlern, Gauklern und vielen in mittelalterlicher Tracht gekleideten Männer und Frauen, die überall in der Stadt zu sehen waren.

Freitag der 6. Mai war dann schon der letzte volle Tag, den wir in der Heimat von Franziskus und Klara verbringen durften. Wir wanderten zu den Carceri, der Einsiedelei am Monte Subasio, oberhalb von Assisi. Hierhin hatten sich Franziskus und die ersten Brüder immer wieder zwischendurch zurückgezogen um zu beten und für den Auftrag der Verkündigung Kraft zu tanken.

Nicht weit von diesem rauhen, doch auch malerischen Ort machten wir mitten im Wald  unsere Mittagspause. Beim Rückweg durch die Wälder am Monte Subasio kehrten wir noch in der Kirche San Angelo di Pansa ein. Die heilige Klara hat sich hier bei Waldschwestern mit ihrer leiblichen Schwester Agnes einige Tage aufgehalten, immer noch auf der Flucht vor ihrer eigenen Familie, bevor sie von diesem Ort aus und für endgültig nach San Damiano ging. Am Nachmittag besuchten wir als letzten Höhepunkt dieser an schönen Erlebnissen so reichen Pilgerfahrt die Grabeskirche vom heiligen Franziskus, San Francesco. Bruder Thomas, ein deutscher Bruder aus dem Konvent von San Francesco gab uns eine gründliche und sachkundige Führung durch die auch kunsthistorisch so bedeutsame Kirche. Anschließend durften wir noch in der Capella delle Pace, der Kapelle des Konventes von San Francesco, die heilige Messe feiern. Und wir nahmen an der feierlichen Vesper in der Kirche San Francesco teil, die, weil es Freitag war, mit einer Prozession zum Grab des heiligen Franziskus und der Feier des Transitus (Erinnerung an das Sterben, den Hinübergang des hl. Franziskus) in der Krypta endete.

Am Samstag dem 7. Mai ging es wieder heimwärts. Zahllose Schwalben, die über Assisi kreisten, verabschiedeten uns, ganz im Geiste des heiligen Franziskus. Unsere Heimfahrt führte uns am Trasimenischen See vorbei über Florenz, wieder Richtung Österreich. Wir schauten uns bei der Heimfahrt, dank moderner Bordtechnik, den neuesten Franziskus-Film im Bus an und beteten zum Abschluss eine Maiandacht. Um 17:00 Uhr waren wir bei der Autobahnausfahrt Raubling, wo die ersten von uns, einschließlich Pater Vinzenz den Bus verließen.
Es waren sehr schöne und tiefgehende Tage, die wir in Gottes herrlicher Schöpfung auf den Spuren von Franziskus und Klara verbringen durften. Vielen Dank an Schwester Petra und Bruder Vinzenz, die uns geistig in diesen Tagen so viele Anregungen und Impulse mitgaben und an Elisabeth Fastenmeier, unserer Regionalvorsteherin, die diese Fahrt so gut organisiert hat!

Robert Breitner, Kolbermoor

Fotogalerie - Fotos von Peter Fastenmeier, Haiming (FG Burghausen)